Eine Frau blickt mit ihrem Hund lächelnd aus einem Balkon während der Coronakrise in Italien
AP – Alessandra Tarantino
AP – Alessandra Tarantino
Coronavirus

Tipps gegen Quarantäne-Stress

Sicherheit herstellen, Gefühle akzeptieren, aktiv bleiben, lachen und mit anderen telefonisch oder per Internet in Kontakt bleiben: Diese und andere Tipps geben Innsbrucker Psychologinnen allen Menschen, die gerade in Quarantäne sind oder auf Testergebnisse warten.

Mit Maßnahmen zum Stressmanagement und zur Selbstberuhigung könne man rasch wechselnde Gefühlszustände wieder normalisieren, meint die Notfallpsychologin Pia Andreatta vom Institut für psychosoziale Intervention und Kommunikationsforschung der Universität Innsbruck.

Während man in Quarantäne ist, leistet man einen wichtigen Beitrag gegen die Coronavirus-Pandemie, so Andreatta und ihre Kolleginnen Barbara Juen vom Institut für Psychologie der Universität Innsbruck und Karin Unterluggauer, Expertin für Psychosoziale Betreuung vom Landesrettungskommando Salzburg des Österreichischen Roten Kreuzes. In dieser Zeit solle man:

Sicherheit herstellen: Sich regelmäßig aus offiziellen Quellen über die aktuellen Fakten informieren, damit sich Gedanken nicht verselbstständigen können. Somit würde man Sicherheit in einer Situation herstellen, wo Ängste und Sorgen „vollkommen normal und nachvollziehbar“ sind.

Gefühle akzeptieren: Rasch wechselnde Emotionen sind normal in Krisensituationen, so die Expertinnen: „Von Hilflosigkeit, Angst bis zur Wut, Ärger oder Gefühlen von Sinnlosigkeit und Leere können viele Emotionen in Erscheinung treten und rasch wechseln.“ In solch gefühlsbestimmten Zeiten solle man keine gravierenden Entscheidungen treffen.

Ziele setzen: Das gebe einem ein Gefühl der Kontrolle zurück. „Die Ziele müssen realistisch sein und den Umständen angemessen, das kann sein: ein Tagebuch schreiben, neue Fertigkeiten lernen, aufräumen, Arbeiten erledigen, die sonst immer liegen geblieben sind“, erklären sie.

Darüber reden: Mit Freunden und Angehörigen die Sorgen zu teilen helfe in Krisensituationen.

In Kontakt bleiben: Mittels Telefon, Chats und Videotelefonie sollte man weiterhin regelmäßige soziale Kontakte pflegen. „Lassen Sie dabei das Thema Coronavirus nicht das ganze Gespräch bestimmen“, raten die Notfallpsychologinnen. Es gelte, auf das Gegenüber zu achten, um zu erkennen, wenn das Thema zu viel oder zu belastend wird.

Ablenkung suchen: In den Gesprächen sollte man sich auch immer wieder bewusst vom vorherrschenden Coronavirus-Thema ablenken. „Lesen Sie!“, raten die Expertinnen.

Humor zulassen: „Humor ist erlaubt!“ – er könne ein starkes Mittel gegen Hoffnungslosigkeit sein, Lächeln und Lachen bringe oft Erleichterung.

Infos zum Coronavirus:

Aktiv bleiben: Man kann Dinge erledigen, für die man sonst nie Zeit hatte und bewusst positive Aktivitäten durchführen wie Handarbeiten, Basteln, Handwerken, sich etwas Gutes kochen und einen guten Film ansehen.

Körperlich betätigen: „Vergessen Sie nicht auf den körperlichen Ausgleich. Sich auch körperlich zu betätigen, hilft Stress und Belastung abzubauen“, raten sie.

Einen Alltagsrhythmus bewahren: „Versuchen Sie auch in dieser Ausnahmesituation im gewohnten Ablauf zu bleiben“, heißt es in den Leitlinien. Man solle demnach zu bestimmten Zeiten aufstehen, zunächst Aufgaben erledigen, um dann Freizeit zu haben, und auch Essen und zu Bett gehen zu üblichen Zeiten. Das sei vor allem für Kinder sehr wichtig.

Ressourcen aktivieren: Man solle sich Dinge suchen, die einem Mut machen, zum Beispiel Sätze überlegen, die einen selbst und die Familie beruhigen und Sicherheit geben, wie: „Wir werden die Situation gemeinsam bewältigen können!“

Die eigenen Stärken nicht aus den Augen verlieren: In Krisensituationen würde das Augenmerk „ganz automatisch“ auf Ängste und „das, was nicht funktioniert“ gelenkt. Um dabei immer wieder einen Ausgleich im psychischen Befinden herzustellen sei es notwendig, ganz bewusst das Gute, Gelingende und Stärken in den Blick zu nehmen, raten die Psychologinnen.